2001-2005

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Sorgen, Mai 2005


                                         Sorgen

Anja Hiddinga, Mutter von zwei gehörlosen Kindern, NL , (Zweiter Teil)

Ich glaube, dass alle Eltern sich von Zeit zu Zeit mal verzweifelt fühlen, wenn es um Fragen der Erziehung geht. Wer macht schon alles richtig? Die Welt ist so kompliziert geworden und so künstlich. Computer und die Elektronik scheinen das Kinderleben zu beherrschen, Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer freien Zeit hinter dem Computerbildschirm.

Neulich sprach ich mit jemandem darüber, die Kinderpsychiaterin ist. Ich erzählte ihr von meiner Sorge, dass Boaz geradezu süchtig nach Computerspielen zu sein scheint. Warum zeigt er kein Interesse für die schönen Spiele, die früher gespielt wurden? Spiele, mit denen man seine Kreativität und soziales Verhalten entwickeln kann. Mit den Computerspielen entwickelt man - so wie ich es sehe – gerade mal eine Maushand.

Zu meiner Verwunderung antwortete mir die Kinderpsychiaterin: „Lassen Sie das Kind doch, geben Sie ihm die Möglichkeit, nichts „Sinnvolles“ zu tun; Kinder müssen schon so vieles, und bei gehörlosen Kinder ist dieser Druck doch meist noch stärker.“ Diese Antwort fiel für mich vollkommen aus heiterem Himmel. Ich hatte Verständnis für meine Klagen über die schlechte moderne Zeit erwartet und den Mangel an sinniger Zeitverwendung. Doch sie sagte eigentlich: „Mach mal schön so weiter, Boaz“:

Es war für mich ein „Augen-Öffner“, wie sie das im Englischen so schön ausdrücken. Ich fühlte mich mit einmal 1000 Kilo leichter. Ob die Psychiaterin nun recht hat oder nicht, es gibt dir einfach wieder Ruhe im Kopf.

Gehörlose Kinder müssen schon so vieles. Und ich möchte dem hinzufügen: Eltern von gehörlosen Kindern müssen auch so viel. Du machst dir Sorgen, ob du es wohl gut machst, ob alles seinen richtigen Weg geht, ob die Kinder glücklich sind, ob du noch genügend mit ihnen kommunizieren kannst. Es gibt Sorgen wegen der Schule. Haben sie eine gute Lehrerin, eine geeignete Klasse? Wie sieht es mit dem Angebot der Gebärdensprache aus, lernen sie zudem auch noch ein wenig sprechen? Sorgen wegen der freien Zeit: nicht allein bezüglich der Computersucht, sondern auch hinsichtlich der Integration in den Fußballverein, dem Kontakt innerhalb der Familie und mit Freunden. Und dann auch noch Sorgen, wie es zuhause so läuft: wird oft genug in Gebärdensprache kommuniziert, ist das Gebärdenniveau so, dass man wichtige Gespräche führen kann, liegt man damit nicht auf bestimmten Gebieten zurück? Natürlich versucht man etwas an allem zu tun. Sollte man nicht unbedingt einen Aufholkurs belegen? Sollte man nicht rasch mal zur Schule und ein Gespräch mit der Lehrerin führen, zum Trainer des Fußballteams, um Erklärungen abzugeben, hörenden Freunden und Familienmitgliedern den Besuch von Gebärdensprachkursen nahe legen? All die Sorgen drehen sich letzten Endes um ein und dieselbe Sache: Was muss ich tun, damit meine Kinder ein glückliches Leben führen können?

Wenn man nicht acht gibt, wird man eine Sorgenmutter. Ich kann manchmal so trübe Gedanken haben. Doch aus Sorgenmüttern werden Sorgenkinder. Davon bin ich überzeugt. Deshalb versuche ich, wenn ich sorgenvoll bin, „einen anderen Brunnen anzubohren“. Das Vertrauen, dass doch alles gut wird. Das Bewusstsein, dass wir nicht mehr können, als wir tun, sie nicht und ich auch nicht. Und dass es manchmal genug ist, Zeit sich zurückzulehnen.

Gerade kommt Boaz nach Hause: Sein Verein hat 1:0 gewonnen. Es gibt ein Fest hier zuhause.

(aus Woord en Gebaar November 2004, Seite 15)

Copyright:  Woord en Gebaar / www.woordengebaar.nl

Nur so dahingesagt... , April 2005


                                     Nur so dahin gesagt....

Anja Hiddinga, Mutter von zwei gehörlosen Kindern, NL , (Dritter Teil)

Ich lehne das CI nicht ab. (Anja Hiddinga schreibt dies als Antwort auf Aukje Bijlsma, die im Erwachsenenalter ertaubt ist und im Briefwechsel mit Anja darüber nachdenkt, sich ein CI einsetzen zu lassen. Sie schreibt, dass Anja in einem vorangegangenen Brief zu negativ über das CI geschrieben habe). Mich stört nur, dass manche Ärzte einfach so glauben, dass das CI eine Lösung sei. Eine Lösung wofür? Manche Ärzte neigen dazu, das alles eindimensional zu sehen (bei dir ist etwas kaputt, das muss geflickt werden und wir haben da etwas im Angebot). Für viele Menschen ist ihr Gehör nach der Operation alles andere als geflickt.

Aber Du hast noch etwas anderes angesprochen. Was Du gerne hören würdest, was Du derzeit am allermeisten vermisst. Und was ich dazu denke.

In der Zeit, als bei Jascha die Diagnose Gehörlosigkeit gestellt worden war, lief ich mit ihm im Kinderwagen durch die Strassen und horchte, horchte, horchte nach all den Dingen, die er nicht hören konnte. Den Verkehr, die Kirchenuhr, schreiende Schulkinder auf ihren Fahrrädern. „Eigentlich“, dachte ich damals, „eigentlich ist es gar nicht so schlimm, dass er nicht hören kann. Die Welt ist voller hässlicher und aggressiver Geräusche, die es nicht der Mühe wert sind, gehört zu werden.“ Es waren die Gedanken einer verzweifelten Mutter, die versuchte, die Wirklichkeit begreifbar und fassbar zu machen.

Zuhause flüsterte ich ihm Geschichten und Lieder in seine kleinen Ohren, ganz sanft. Nichts davon hörte er. Natürlich nicht. Das wusste ich wohl. Und doch hatte ich nicht das Gefühl, dass ich etwas Verrücktes tat, denn wir kommunizierten miteinander. Die Liebe strömte einfach von meinem Körper in den seinen. Und ich wusste genau, dass er das genauso fühlte wie ich es fühlte.

Auch später, als wir die Gebärdensprache ein wenig konnten, war es nicht so schlimm, dass wir nicht miteinander reden konnten. Ich konnte ihm mit meiner zusammenfabrizierten Gebärdensprache sehr viel erzählen. Und er mir. Aber ich merkte schon, dass die Kommunikation beschränkt war. Ich merkte, dass viele Dinge, die ich ihm sagte, zweckbezogen waren. Informationen, Mitteilungen oder Fragen. Sehr selten waren es einfach Nichtigkeiten oder nur so dahingesagte Sätze oder Scherze. Auch hörte er nicht meine Quatschgespräche mit dem Bäcker, dem Metzger und den Nachbarinnen.

Ich denke, dass das vielleicht der größte Mangel ist, wenn man gehörlos ist. Dass man von seiner hörenden Umgebung vor allem Zweckgebundenes mitbekommt, Berichte, Mitteilungen, Fragen. Ich habe versucht, auch bei einfachen unbedeutenden Gesprächen Gebärden zu machen. Aber es glückte nicht und glückt bis heute nicht. Vielleicht deshalb nicht, weil man dann zuviel nachdenken muss und es dann nicht mehr unbedeutend ist. Die Plaudereien bekommen dann Gewicht, wo sie doch einfach gewichtlos sind, ohne Bedeutung, allein den Zweck haben, um die Zeit und die Luft und den Raum zwischen den Menschen zu füllen.

Ohje, ich mache mal wieder alles, um mich in eine Depression hineinzuschreiben. Aber ich weiß auch wo ich Trost finden kann. Auf einem seltsamen Platz: dem Computer. Manchmal stehe ich hinter Jaschas Schulter und schaue ihm zu, wie er chattet. Das halbe Land, vor allem die Gehörlosen, aber auch viele Hörende, klopft an des nächsten Computertüre. Gespräche mit mehr als fünf Menschen gleichzeitig sind ganz normal. Und weißt du, was mein Trost ist: es geht um überhaupt nichts. Herrlich einfach.

Aus Woord en Gebaar, Dezember 2003, Seite 19

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Auf den Schienen, Februar 2005


                                      Auf den Schienen

Anja Hiddinga, Mutter von zwei gehörlosen Kindern, NL, (Erster Teil)

Es ist Muttertag. Heute früh bekam ich deshalb, so wie es sich gehört, Frühstück ans Bett gebracht. Eine Tasse Tee und einen Zwieback mit einer neuen Sorte Schokostreusel. Und Geschenke natürlich. Von dem Jüngeren, gerade neun Jahre alt, ein selbstgebasteltes Kunstwerk: etwas mit Enten und viel Goldglitzer. „Für Anja von Boaz“ hatte er in seiner besten Schönschrift dazugeschrieben. Wunderschön. Jascha, der dreizehnjährige, bastelt nun nicht mehr für mich. Er ist sehr dabei, ein großer Mensch zu werden und große Menschen kaufen nun einmal Geschenke. Blumen. Schmückende Gerberas, feuerrot und lachsfarben. Auch wunderschön. Es war eine ganz gewöhnliche und häusliche Szene. Ich knabberte an meinem Zwieback und fühlte mich entspannt: draußen war sommerliches Wetter, und drinnen das Leben in Ordnung.

So fängt es sich langsam an zu fühlen. Immer ein bisschen mehr werde ich wieder ein ganz normaler Mensch. Jemand, die sich Sorgen macht wegen dem kranken Hund der Nachbarin oder wegen einem Parkplatz für das Auto. Jemand, die sich Gedanken über die Zusammenstellung des Abendessens macht oder über die Politik des öffentlichen Nahverkehrs in dieser chaotischen Stadt (Amsterdam).

Nicht jemand, die gleich auf hundertachtzig springt, wenn ein gewichtiger Mensch wieder etwas Dummes über die Gebärdensprache sagt oder die sich ganz schlecht fühlt, wenn der Unterricht für die eigenen Kinder unterhalb des üblichen Niveaus ist. Einfach jemand, die sich immer häufiger sagt: Das wird schon gut werden. Oder: Dann eben nicht, wenn ihre Kinder aufgrund ihrer Gehörlosigkeit wieder einmal irgendwo nicht mitmachen können.

Es ist wohl allgemein so. Ich beobachte das auch bei Freundinnen, die völlig normale Kinder haben. Unsere Kinder werden alle größer, selbständiger. Ihr Weg durch das Leben fängt an, ein wenig eigene Spuren zu hinterlassen. Wir selbst werden älter und, hoffentlich, weiser. Besser in der Lage, mit dem Unverständnis oder mit der Dummheit und der Grausamkeit der großen Welt draußen umzugehen. Oder sind wir einfach nur milder, oder vielleicht selbst gleichgültiger geworden?

Jascha war anderthalb Jahre alt, als meine Sorgen wegen seinem Gehör bestätigt wurden. Das ist beinahe auf den Tag genau zwölf Jahre her. Ein herrlicher Tag war das, genau wie heute. Ich erinnere mich scharf an die Bilder dieses Mittags, ich weiß genau, was ich anhatte, wie die Bodenplatten vor dem Gebäude des audiologischen Instituts aussahen. Ich kann mich auch genau erinnern, bei welchen Worten ich den Boden unter meinen Füßen weggleiten sah („Was kann denn da getan werden?“ – „Nichts.“). Es war der Tag, an dem das Leben auf dem Kopf stand. Der Tag, an dem meine Welt mit einmal eine andere zu sein schien als die von meinem Kind. Als das auch mit dem zweiten Kind der Fall war, schien eine normale Existenz für immer ausgeschlossen.

Aber nun ist unsere besondere Existenz doch normal geworden. Eine Folge des weiser, milder und bequemer Gewordenseins? Oder eine Frage der Gewöhnung? Das hat sicher auch damit zu tun. In zwölf Jahren Zeit kann man sich an vieles Ungewohnte gewöhnen. Denn ungewohnt bleibt die Gehörlosigkeit schon und viele von den Problemen haben sich auch noch nicht verändert.

Was sich wohl verändert hat, das sind die zwei Jungen. Sie gehen einfach gehörlos durch das Leben, immer mehr auf ihre eigene Art und nicht auf die Art, wie ich mir das für sie gedacht hatte. Was für mich theoretische Sorgen waren, sind für sie die praktischen Probleme des Alltags, die manchmal schon und manchmal nicht gelöst werden können. Ich sehe es mit Bewunderung und stillen Stolz geschehen, wie sie das Heft zusehends mehr in die eigene Hand nehmen. Das wird schon werden, denke ich nun also, während die Welt noch genauso wenig gastfreundlich für Gehörlose ist wie vor zwölf Jahren.

Es ist ein Prozess, den alle Kinder durchlaufen, ob sie nun gehörlos sind oder nicht: sich freimachen von den Sorgen der Eltern. Nun, da Jascha und Boaz mehr und mehr ihren eigenen Weg gehen, fängt meine Situation sich mehr der von Freundinnen mit hörenden Kindern zu gleichen. Und das schafft Ordnung. Dann ist in meinem Kopf auch wieder Platz für kranke Hunde, die Parkplatzsituation, den beklagenswerten Zustand von der niederländischen Nationalelf und für so mache Sorgen dieser Welt mehr.

Ich stehe auf den Schienen, doch wohin die Gleise wohl führen?

Aus Woord en Gebaar, Juni/Juli 2001

Copyright:  Woord en Gebaar / www.woordengebaar.nl

(Es folgen in unregelmäßigen Abständen weitere Auszüge aus den Berichten von Anja Hiddinga über die Entwicklung ihrer beiden Kinder und ihre allgemeinen Gedanken, die sie seit 2001 in Woord en Gebaar in Kolumnen bzw. Briefen veröffentlicht)

GIB ZEIT - Wie es mit uns weiter ging, Februar 2004


                         Wie es mit GIB ZEIT 2003 weiter ging

Vorgeschichte

Bereits im November Ende 2001 wurde gemeinsam mit Familien und Freunden der gemeinnützige Verein GIB ZEIT e.V. gegründet, um die Arbeit des Modellprojekts auch nach dessen Beendigung im Dezember 2002 fortsetzen zu können.

Da trotz zahlreicher Gespräche, scheinbar begründeter Hoffnungen und den zu erwartenden positiven Ergebnissen durch unsere wissenschaftliche Begleitung auch im Herbst 2002 noch keinerlei Aussicht auf finanzielle Unterstützung von offizieller Seite für unsere Arbeit bestand, war der Übergang in das Jahr 2003 äußerst fraglich.

Die Fortführung unserer Arbeit gelang schließlich nur, nachdem wir im November 2002 Gespräche mit dem Arbeitsamt Essen führten und diese mit viel Glück und in buchstäblich letzter Minute ergaben, dass für zwei unserer gehörlosen Mitarbeiterinnen Eingliederungszuschüsse zum Gehalt gezahlt werden können.

Für die anderen beiden gehörlosen Mitarbeiterinnen war eine Zahlung von Zuschüssen leider nicht möglich, da diese bereits während der Zeit des Modellprojekts dem Landeselternverband gewährt worden waren und ihre Nachbeschäftigungsfrist noch nicht abgelaufen war. Sie nahmen später jeweils eine andere Stelle an.

Den beiden hörenden Mitarbeitern wurden Dolmetscherstunden aus Mitteln der Ausgleichsabgabe gewährt, so dass ihre weitere Mitarbeit zum einen möglich, zum anderen diese aber die GIB ZEIT e.V. - Kasse in der bevorstehenden kritischen Zeit nicht belasten musste.

Januar bis Mai 2003: Durststrecke

Das Jahr 2003 begannen wir also mit zwei statt wie bisher mit vier gehörlosen Mitarbeiterinnen. Wir stellten uns dem Sozialamt Essen vor und erarbeiteten einen Therapiekostensatz. Danach stellten wir erste Einzelanträge, unter anderem bei den örtlichen Sozialämtern auf Wiedereingliederungshilfe. Nun mussten wir uns in Geduld üben, da mit einer längeren Wartezeit bei der Bearbeitung unserer Anträge gerechnet werden musste. Die freien Mitarbeiter wurden informiert, dass sie vorübergehend nur die Hälfte ihrer bisherigen Bezüge bekommen können und ggf. deshalb ihren Stundeneinsatz entsprechend reduzieren sollen.

Unser durch Spenden und Mitgliedsbeiträge in mehreren Jahren angesammeltes "Vermögen" fiel erwartungsgemäß bis Nahe Null im Mai 2003.

Juni bis September 2003: Wieder Boden unter den Füßen

Im Juni 2003 erhielten wir die ersten Bewilligungen - und damit die ersten Gelder - durch die Sozialämter, erfreulicherweise folgten bis September weitere Bewilligungen, so dass wir erstmals wieder Rücklagen bilden konnten.

Oktober bis Dezember 2003: Aufschwung

Zum 1. Oktober konnten wir eine neue gehörlose Mitarbeiterin einstellen. Diese hatte zuvor bereits als Honorarkraft für uns gearbeitet und übernahm überwiegend Familien, die schon länger auf der Warteliste standen.

Auch auf Honorarkraftbasis bekamen wir leichte Verstärkung. Zur Zeit werden 15 Familien von unseren festen und acht Familien von den freien Mitarbeitern begleitet.

Das gelegentlich gestreute Gerücht, dass es GIB ZEIT e. V. nicht mehr gibt, stimmt also glücklicherweise nicht.

Wir hoffen, dass das stete Bemühen um die Finanzen uns aber auch genügend Kraft lässt, uns auch inhaltlich weiter zu entwickeln, verstärkt wieder Angebote machen zu können (z.B. Familienwochenenden) und einen Austausch mit den Familien lebendig halten zu können

 

Viel Wissenswertes auf historischem Kongress, Oktober 2003


                              Viel Wissenswertes auf historischem Kongress

Nicht gewusst, dass 1995 eine internationale Organisation von gehörlosen Piloten gegründet wurde? Und dass in Russland bereits seit 1808 eine "Gehörlosenmafia" aktiv ist. Oder dass 1830 die Schüler vom Gehörloseninstitut in Paris einen Aufstand machten gegen die Entlassung eines ihrer Lehrer. Alles interessante Fakten, die auf dem Kongreß "Deaf History International" (DHI) zur Sprache kamen, der vom 30. Juni bis 4. Juli in Paris stattfand.

(von Annemiek van Kampen und Henk Betten)

Didier Jelmini aus der Schweiz berichtete über das Leben von Isaac Etienne Chomel, den gehörlosen Direktor vom Genfer Gehörloseninstitut (1822 bis 1867). Er war Schüler des Pariser Gehörloseninstituts gewesen und war deshalb beeinflusst von den Ideen des Abbe De l´Epee, den Gründer des Pariser Gehörloseninstituts. Später heiratete er eine hörende Frau. Er benutzte Gebärdensprache und das Fingeralphabet für den Unterricht und die Fachausbildung. Mit seinem 72. Lebensjahr bekam er eine Staatspension, als Anerkennung für das, was er für den Unterricht Gehörloser getan hatte.

Der russische Sprecher Arkady Belozovsky, der zur Zeit in den USA wohnt, sprach über die Gehörlosenmafia in Russland, die schon seit 1808 in Russland aktiv ist. Die wichtigste Triebfeder ist: Überleben, meistens auf Kosten anderer Menschen.

Patricia Raswant erzählte interessante Einzelheiten über "Ixarette", das ist das türkische Wort für "Gebärdensprache". Auf Befehl eines Sultans wurden vor Jahrhunderten Gehörlose und Zwerge von der türkischen Armee in das Osmanische Reich mitgenommen nach Istanbul. Dort durfte im Topkapi-Palast ausschließlich in Gebärdensprache kommuniziert werden!

Auf dem Kongreß wurde auch über gehörlose Maler referiert. Cristoforo de Predis soll ein Lehrer von Leonardo da Vinci gewesen sein. Die Personen auf manchen Gemälden vom letztgenannten Maler zeigen bewegliche Haltungen, woraus geschlossen werden kann, dass Leonardo tatsächlich beeinflusst war durch die Gebärdensprache seines Lehrers. Das behaupteten wenigstens die gehörlosen Referenten Roberto Rossetti und Anna Folchi während ihres Vortrags.

Viele glauben, dass das Fingeralphabet vom spanischen Mönch Ponce de Leon eingeführt wurde. Wie Rouzbeh Ghahreman aus dem Iran berichtete, waren Gebärdensprache und das Fingeralphabet bereits um das Jahr 700 in Jemen bekannt, sie wurden von den Mauren aus dem Mittleren Osten ins nördliche Afrika mitgenommen, und schließlich dann nach Spanien. Arabische Menschen hatten schon vorher versucht, das Fingeralphabet "Aqd-ul-anamel" zu entwickeln. Das war die Einführung des Fingeralphabets, und diese Kenntnis wurde durch Bücher von Muslimen nach Andalusien verbreitet, dem modernen Spanien und von dort in andere europäische Länder.

Deaf President Now, die Kampagne, in der gehörlose Studenten der Gallaudet Universität 1988 für die Anstellung eines gehörlosen Rektors kämpften, war nicht der erste Studentenprotest in der Gehörlosenwelt. Die Schüler des Gehörloseninstituts von Paris taten es 1830 für ihren Lehrer Bebian. Bebian war hörend, aber er sprach fließend Gebärdensprache. Er verkehrte viel mit den Schülern der L´Epee Schule in Paris und auch mit seinen gehörlosen Kollegen. Als ein Mitglied der königlichen Familie zu Besuch in der Schule war, machte der Direktor eine Rundführung. Er wollte nicht, dass der königliche Besuch die Schüler zu Gesicht bekommt und erfand Ausreden, um sie zu verstecken. Dies tat er, weil die Schüler schlecht gekleidet waren und sie ungesund aussahen. Der Besucher hätte sonst gemerkt, dass nicht gut für sie gesorgt werde. Bebian wurde darüber wütend und verriet es dem Besucher. Nach einer Reihe von Konflikten wurde Bebian vom Direktor entlassen. Die Schüler begannen eine Protestaktion und überreichten gemeinsam mit einem gehörlosen Lehrer, Berthier, eine Petition beim französischen König Ludwig. Drei der Schüler wurden von der Schule verwiesen. Der Protest nutzte übrigens nichts: Bebian durfte nicht an die Schule zurückkommen.

Am letzten Tag des Kongresses gab es eine Führung und vier Vorträge im Institut INJS (Institut National des Jeunes Sourds) in Paris. Dieses Institut, die erste öffentliche Gehörlosenschule, wurde 1712 von Abbe L´Epee gegründet. Den ersten Vortrag hielt Henk Betten. Er hatte 30 Briefe mit einer Frageliste über den Gehörlosenunterricht an europäische Regierungen verschickt, um Informationen darüber zu erhalten, wie der Einfluß von Abbe L´Epee auf den europäischen Gehörlosenunterricht aussieht. Dann gab es noch einen Vortrag über einzelne, einflussreiche Menschen wie Laurent Clerc, der 1817 der erste gehörlose Lehrer in Amerika wurde. Clerc hatte seit seinem zwölften Lebensjahr auf der Schule von Abbe L´Epee gesessen und wurde von Thomas Hopkins Gallaudet nach Amerika mitgenommen. In Hardford errichteten sie eine Gehörlosenschule.

Neben dem Kongreß gab es auch einen Auftritt vom International Visual Theater (IVT), eine sehr bekannte Theatergruppe in Frankreich. Diese Tragödie machte deutlich, wie es den Schülern im Gehörloseninstitut zwischen 1890 und 1975 ergangen ist. Wie ihre Interaktion mit den strengen Dozenten war. Die Schüler gebärdeten ausgiebig miteinander und piesackten sich ab und zu. Auch die Dozenten. Manchmal bekam die falsche Person Strafe von der strengen Lehrerin, weil diese dem Streit überhaupt nicht hatte folgen können. Die Strafe war damals eine Tracht Prügel oder das lange Stehen in einer Ecke. Es war manchmal so, dass man lachen musste, aber es war auch traurig.

Gestern, heute und morgen...

(von Onno Crasborn und Victoria Nyst)

Der Besuch eines internationalen Kongresses über Deaf History ist nicht das Nächstliegende für einen Sprachforscher. Die Tatsache, dass einige der Unterzeichnenden Gebärdensprache erforschen, machte uns den Besuch des Deaf History International 5 (DHI 5) im Juli in Paris schon annehmbarer. Eine gute Gelegenheit, um unsere Kenntnisse von Internationalen Gebärden ein wenig aufzufrischen, die eine oder andere Gebärde der Langue de Signes Francaise (LSF) mitzunehmen, und, nicht zu vergessen, die Füße vom (Standbild von) Abbe de L´Epee zu küssen, den berühmten Gehörlosenlehrer aus dem 19. Jahrhundert.

Beim Hereinkommen stießen wir auf ein mannshohes Poster mit dem Text "le plaisier d´attendre" ("wie schön, hörend zu sein"), eine etwas befremdliche Begrüßung auf einem Gehörlosenkongreß. Anschließend wurden wir untergetaucht in einem Gebärdenbad. Nun sind wir zwar schon einiges an Gebärden gewohnt durch den Umgang mit unseren gehörlosen Kollegen, doch als wir in den Kongresssaal hineingingen, schienen wir die einzigen Hörenden zu sein und wagten es kaum mehr, mit unserem Mund zu sprechen.

Wir kamen gerade recht zum ersten Vortrag von Rouzbeh Ghareman. Dieser Iraner erzählte uns, dass das alte spanische Handalphabet, dass die Basis bildet für viele andere Handalphabete, unter anderem das der NGT (Nederlands Gebaren Taal), seine Wurzeln im Iran des 16. Jahrhunderts hat. Ein Teil der Gebärdensprache ist demnach noch älter, als wir schon wussten, und diese Geschichte vom Handalphabet machte sehr neugierig auf weitere Berichte aus der Geschichte: stammt vielleicht auch ein Teil der Gebärdensprache selbst aus dem mittleren Osten, ein paar Jahrhunderte früher?

Oft wurde unsere Aufmerksamkeit bei einem Vortrag abgelenkt durch die Vielzahl von Gebärdensprachen auf dem Dolmetscherpodium und die daraus folgende komplexe Situation. Ein Vortrag über (sehr viele) russische Maler in Russisch mit Gebärden (RmG) entfesselte ein wahres Dolmetschdomino. RmG wurde ins gesprochene Englisch übersetzt, das wiederum in gesprochenes Französisch. Einige Dolmetscher hörten auf das Englisch, einige auf das Französisch. Der gehörlose Dolmetscher für die Internationalen Gebärden musste auf eine LSF - Version warten. Das alles erinnerte etwas an das Spiel "Stille Post", in dem ein Satz wie "Die Katze kratzt die Fusseln von der Treppe" sich manchmal verändert in "Meine Mutter mag keinen Spinat".

Eine andere interessante (aber nicht gerade fröhliche) Geschichte kam von einem "native American", der von der erzwungenen Assimilation von gehörlosen Indianerkindern auf den Gehörlosenschulen in Amerika berichtete: ihnen wurde ASL beigebracht und gesagt, dass sie ihre eigene Indianergebärdensprache vergessen sollten. Inzwischen haben die Navajo - Indianer ihr eigenes zweisprachiges Unterrichtsprogramm entwickelt.

Mit Stolz können wir anmerken, dass eine der besten Präsentationen von niederländischem Boden kam: anhand von historischen Briefwechseln berichtete Corrie Tijsseling, wie es im 19. Jahrhundert in Groningen war, gehörlos zu sein.

Einer der Vorträge hatte den nichtssagenden Titel "Gestern, heute und morgen..." (der Vortrag befasste sich mit gehörlosen Artisten in Frankreich), ein Titel, der jedoch sehr treffend die gesamte Atmosphäre des Kongresses beschreibt; obwohl der Kongreß namentlich sich mit der Geschichte befasste, atmete er Optimismus und Vorausschauen…

(aus Woord en Gebaar, Niederländische Zeitung für Gehörlose, Nr. 7, Sept. 2003, S. 22 und S. 23, übersetzt aus dem Niederländischen von Uwe)

Copyright:  Woord en Gebaar / www.woordengebaar.nl

Sterben Gebärdensprachen aus ?, Mai 2003


                                     Sterben Gebärdensprachen aus ?

(von Onno Crasborn)

Beim letzten Mal schrieb ich etwas über die Entwicklung von Sprache: wie und wann ist die erste Sprache entstanden? In den letzten Jahren gab es auch viele Diskussionen über das Entgegengesetzte: das Aussterben von Sprachen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden in der Welt ungefähr 6.000 verschiedene Sprachen gebraucht, aber es wird erwartet, dass es in 100 Jahren nur noch 3.000 Sprachen sein werden, und dass auch diese Anzahl schnell weniger werden wird.

Sprachen sterben selten aus, indem eine ganze Bevölkerungsgruppe plötzlich verschwindet, durch eine Katastrophe oder einen Krieg. Meistens geschieht das Aussterben ganz allmählich: Menschen fangen langsam an, immer mehr eine andere Sprache zu benutzen. Es ist sehr üblich, dass Menschen mehrere Sprachen beherrschen. Die Hälfte der Weltbevölkerung wächst mit mehr als einer Muttersprache auf, so wie es auch im Gehörlosenunterricht in der westlichen Welt propagiert wird. Oft geschieht dies in sehr stabilen Verhältnissen, doch manchmal werden Menschen durch ökonomischen und sozialen Druck dazu gebracht, ihre eigene Sprache zugunsten der in der Umgebung dominierenden Sprache fallen zu lassen. In Nordamerika werden zum Beispiel viele Indianersprachen immer weniger benutzt und erhält das Englische eine immer wichtigere Rolle.

Eine Sprache ist erst richtig ausgestorben, wenn der letzte Sprecher stirbt, würde man vielleicht sagen. Man kann es aber viel früher erkennen, wenn eine Sprache zum Tode verurteilt ist. In dem Augenblick, in dem eine neue Generation Kinder die Sprache nicht mehr als Muttersprache beherrscht, sieht es sehr düster aus.

Zumindest sieht es düster für die Sprache aus, und für die Kultur, die die Sprache wiederspiegelt. Einige sagen, dass es für die Sprecher dieser Sprache gerade sehr gut aussieht: sie bekommen nämlich durch den Gebrauch einer dominanteren, größeren Sprache die Möglichkeit zu einem Kontakt mit viel mehr Menschen. Jeder, der Gebärdensprache anwendet oder sie gerade lernt, macht die Erfahrung, dass Menschen auf ihn zukommen und sagen: "He, was schön, Gebärdensprache, ist die eigentlich international?" Wenn man erklärt, dass es viele verschiedene Gebärdensprachen gibt (man schätzt dass es etwa 120 sind), ist die Reaktion oft: "Ach, wie schade, es wäre so schön, wenn alle Gehörlosen auf der Welt miteinander kommunizieren könnten!"

Nun verstehe ich selbst nie so gut, warum es so vorteilhaft sein soll, wenn Menschen aus Finnland mit Menschen aus Singapur sprechen können, aber davon abgesehen, dem Wunsch, dass jeder die gleiche Sprache sprechen kann, liegen häufig zwei Missverständnisse zugrunde. Das erste Missverständnis ist, dass es von Nachteil wäre, wenn man mehrere Sprachen als Muttersprachen gebraucht, eine für zuhause oder in dem Dorf und eine für den Kontakt mit anderen Gemeinschaften. Sprachwissenschaftler und Psychologen konnten keine nachteiligen Auswirkungen entdecken: man bekommt davon keine gespaltene Persönlichkeit, es kostet nicht mehr Energie (wenn man sie als Muttersprache erlernt), und man beherrscht die Sprachen auch nicht auf einem niedrigeren Niveau, weil die Gedächtniskapazität begrenzt wäre.

Das andere Missverständnis ist, dass das einzige Ziel von Sprache das Vermitteln von inhaltlichen Nachrichten ist. "Kannst du mir eben das Salz geben?" Natürlich hat Sprache diese Funktion, aber zugleich hat das Sprechen einer bestimmten Sprache auch eine wichtige soziale und kulturelle Funktion. Man lässt damit erkennen, dass man Teil einer bestimmten Gruppe ist, und die Äußerungen in der einen Sprache haben für den Sprecher oft einen anderen Gefühlswert als die Äußerung in einer anderen Sprache. Mehrsprachigkeit ist also ein Vorteil!

Was mich betrifft, finde ich, dass das Aussterben einer Sprache eine traurige Angelegenheit ist, ein kultureller Verlust. Gebärdensprachen scheinen auf den ersten Blick glücklicherweise gut beschützt zu sein: der Gebrauch von Gebärdensprachen wird immer weniger unterdrückt, und Gehörlosengemeinschaften blühen mehr und mehr auf. Und doch steckt eine Schlange im Grase. Nach Meinung mancher Menschen werden medizinische Entwicklungen wie das CI dafür sorgen, dass Gehörlosengemeinschaften immer kleiner werden. CIs werden stets besser. Eines Tages werden Gebärdensprachen immer weniger werden, und schließlich können sie ganz verschwinden, weil jeder die gesprochene Sprache bevorzugt.

In den Niederlanden kann man NGT (Nederlands Gebaren Taal) noch nicht wirklich als eine bedrohte Sprache bezeichnen. Es gibt etwa 15.000 Benutzer, und auch für Kinder, die ein CI bekommen, ist Gebärdensprache unentbehrlich. Jetzt noch, auf jeden Fall. Die NGT wird also frühestens in 80 Jahren aussterben können.

Achtzig Jahre!! Aber trotzdem finde ich das keinen beruhigenden Gedanken.

(aus Woord en Gebaar, Niederländische Zeitung für Gehörlose, Nr. 4, Mai 2003, S.16, übersetzt aus dem Niederländischen von Uwe)

Copyright:  Woord en Gebaar / www.woordengebaar.nl


Anmerkung Liane und Uwe:

Der zuletzt von Crasborn geäußerte Gedanke wird nach unserer Einschätzung noch beunruhigender, wenn man bedenkt, dass Kinder mit CI nur selten die Gelegenheit erhalten, die Gebärdensprache zu erlernen. Alle Energie geht nach der Implantation in aller Regel in eine "intensive Hör-Sprachtherapie, damit die neuen Höreindrücke richtig erkannt werden", wie es beispielsweise in einem Faltblatt des neu gegründeten CI-Zentrums in Köln heißt. Sehr vielen Experten erscheint die Gebärdensprache für diese Kinder sehr wohl als entbehrlich.

Die weiter oben von Crasborn angesprochene wichtige kulturelle und soziale Funktion von Sprache möchten wir gerne unterstreichen und hinzufügen, Sprache, die man ohne Anstrengungen verwenden kann, mit der man jonglieren, sich selbst ganz ausdrücken kann, schafft zum einen die Grundlage für das Erlernen weiterer Sprachen und sie ermöglicht den Aufbau einer stabilen Ich-Identität.

Ingeborg Schunk, spätertaubt und selbst keine CI-Trägerin, schrieb einmal: "Was mir in den Zeiten vor dem CI immer besonders auffiel, dass die Gehörlosen ganz anders waren als die Schwerhörigen und Spätertaubten. Während wir uns meist darin gefielen, uns gegenseitig etwas vorzujammern, waren die Gehörlosen eine Gemeinschaft aus sehr selbstbewussten und fröhlichen Menschen. Sie schienen sich viel weniger als Behinderte zu fühlen als wir! Inzwischen habe ich auch öfter CI-Gruppen im Miteinander und Diskussionen erlebt, und sie verhalten sich nicht anders als die Schwerhörigen."

Florian Weber, schwerhörig, schrieb: "Ich hatte früher kaum Kontakt zu Gleichgesinnten. Dies hat sich vor ca. zweieinhalb Jahren geändert. Von da an sammelte ich viele Erfahrungen mit Schwerhörigen. Nicht zu übersehen war für mich, dass Schwerhörige überwiegend - nein, nicht alle - unter Hörenden verkehren. Dies unter dem Deckmäntelchen der Integration. In Wirklichkeit lebten sie zurückgezogen, isoliert und mit wenig Selbstbewusstsein. Für mich waren diese Erfahrungen sehr frustrierend, denn gerade davon wollte ich mich ja trennen. Ich erwartete nicht viel Neues bei den Gehörlosen, ging also mit wenig Optimismus in die Gehörlosenszene. Doch ich war überrascht. So viel Leben, Selbstbewusstsein, woher nehmen die Gehörlosen das nur ... fragte ich mich."

Ein Goldgeschenk, April 2003

                     

                                             Ein Goldgeschenk

(von Petra Essink)

Unser erstes Kind Pepijn (jetzt 5) reagierte in meinem Bauch bereits stark auf Geräusche. Auf laute Musik oder laute Stimmen reagierte er direkt: er strampelte vernehmlich. Es schien so als ob er mir dann sagte: `Das ist nichts für ungeborene Kinder, Mam, mach dich mal schnell auf die Suche nach einem ruhigeren Platz für uns!` So vermied ich während der Schwangerschaft unseres zweiten Kindes Tonja (jetzt 2 ½) solche Art Gelegenheiten. Ein einziges Mal konnte ich dieser Situation nicht entkommen, als die Nachbarn eine Disko veranstalteten. Ich erwartete, so wie bei Pepijn, heftiges Getrappel gegen meine Bauchwand. Doch die lautstarken Sprecher hatten keine spezielle Auswirkungen auf dieses Kind. Ich dachte: Schön, das wird wohl ein herrlich ruhiges Kind, das sich gut gegenüber seiner Umgebung abschirmen kann. Kein Haar auf meinem Kopf dachte an ein taubes Kind. Ich war fünf Monate schwanger, als wir in ein größeres Haus umzogen. Den Rest der Schwangerschaft war ich vornehmlich damit beschäftigt, anzustreichen, zu zimmern, alles schön zu machen und einzurichten. Für eine Hochschwangere hatte ich viel Energie. Ich konnte nicht aufhören. Am 30. August 2000, meinem 33. Geburtstag, war das Haus fertig. Ich hatte meine neuen Nachbarn eingeladen. Wir aßen Kuchen im Garten. Von einem meiner neuen Nachbarn bekam ich das Buch "Stumme Stimmen" von Oliver Sacks.

Sechs Tage später, am 5. September, wurde Tonja geboren. Es war ein wundervoller Tag. Nachbarn saßen im Garten und nahmen einen Lunch. Jac, mein Mann, riß das Fenster auf und rief: `Es ist ein Mädchen!` Jubel stieg auf. Ich lag im Bett, müde aber glücklich. Ein kleines Mädchen in meinen Armen. Zwei helle blaue leuchtende Glasperlenaugen sahen mich an. Sie sah alles. Zuweilen fühlte es sich an, als ob ihre Augen durch mich hindurch sahen. Da ist etwas besonders mit ihr, dachte ich, aber was? Es machte mich irgendwie unsicher. Werde ich ihr gerecht werden können?

Als sie sieben Monate alt war fragten wir uns zum ersten Mal, ob sie wohl gut hört. Pepijn hatte, als er so alt war, begonnen, in Babysprache zu sprechen: ta ta, ba, ba. Tonja sagte bloß grrr und brrrr. Die Monate danach beschäftigten wir uns immer wieder mit Klingelchen, Klatschen und Singen. Manchmal schien sie zu reagieren, aber meistens tat sie es nicht. Mit zehn Monaten, im Juni, fand der Ewing-Test von der Beratungsstelle statt. Es zeigten sich keine deutlichen Reaktionen. Wir sollten uns aber nicht aufregen, wurde uns gesagt. Nach den großen Ferien sollten wir den Test noch einmal machen. Während unseres Urlaubs in Scheveningen waren wir selbst überzeugt, dass etwas mit ihrem Gehör war. Von unserem Urlaubsort aus fuhren wir mit Tonja zum audiologischen Zentrum nach Zwolle. Der Test, den sie dort durchführten, bestätigte unsere Vermutung: Tonja ist taub.

Ich erlebte einen Schreck und Erleichterung zu gleicher Zeit. Ein großer Strom von Fragen über Taubheit kam in Gang. In was für einer Gemeinschaft wird Tonja wohl leben? Was ist Gehörlosenkultur? Wie lebt es sich überhaupt in der Gehörlosenwelt? In den darauffolgenden Wochen haben wir in einem hohen Tempo alles über Gehörlosigkeit gelesen und erörtert, was wir zu fassen bekamen. Wir fingen mit meinem Geburtstagsgeschenk an: Oliver Sacks´ "Stumme Stimmen". Dieses Buch behandelt die große Bedeutung, die die Gebärdensprache für die Entwicklung von gehörlosen Kindern hat. Von dieser Bedeutung waren wir schnell überzeugt. Der Kurs Gebärdensprache für Eltern von gehörlosen Kindern begann etwa zur Zeit von Tonjas erstem Geburtstag. Und wir fanden heraus, dass von Guyot aus seit drei Jahren eine Gehörlosenabteilung in Zwolle eingerichtet worden war. Und das war gerade mal zehn Minuten mit dem Fahrrad von unserem Haus entfernt!

Nun, anderthalb Jahre später, sind wir um noch ein Kind reicher. Melchior wurde im Dezember 2001 geboren. Wir merkten schon bald, dass er gut hört. Und Tonja entwickelt sich gut. Sie kennt schon mindestens so viele Gebärden wie ihre hörenden Altersgenossen Wörter kennen. Im vergangenen Herbst habe ich begonnen, das Gebärdencafe in Zwolle zu besuchen. In diesem Augenblick überlegte ich mir, eine Ausbildung zur Gebärdensprachdolmetscherin zu absolvieren. Neben meinem Bett liegt das Buch: ´Spijkerschrift´ von Kader Abdollah. Langsam, als vielbeschäftigte Mutter, komme ich weiter mit diesem herrlichen Buch. Es handelt von einem Sohn, der ein Buch, das sein tauber Vater in Spijkerschrift geschrieben hat, versucht zu entziffern. Ich habe das Buch von meiner Schwiegermutter bekommen. Sie war irgendwo, wo der Autor seine Bücher verkaufte und signierte. Sie kam mit ihm ins Gespräch über ihre kleine taube Enkelin. Er schrieb die folgenden Worte ins Buch: ´Petra, du hast ein Goldgeschenk bekommen. Wunderbare Tonja! Klage niemals darüber, nicht einmal in deinem Herzen.`

Anmerkung von mir: Das Buch `Spijkerschrift` von Kader Abdollah erschien in den Niederlanden 2001. Es ist ein biografischer Roman über den Vater des Autors im Iran. Kader Abdollah war im Iran Physiklehrer, wurde nach der Machtübernahme von Khomeiny entlassen und flüchtete 1985 über die Türkei aus dem Iran. Er lebt seit 1988 in den Niederlanden in Zwolle und schrieb bereits mehrere Artikel und Bücher in niederländischer Sprache.

(aus Woord en Gebaar, Niederländische Zeitung für Gehörlose, April 2003, S. 13, übersetzt aus dem Niederländischen von Uwe)

Copyright:  Woord en Gebaar / www.woordengebaar.nl

Wie stehen der Taube und der Oberarzt zueinander?, Februar 2003


                    Wie stehen der Taube und der Oberarzt zueinander?

(aus der Zeitschrift "Schnecke", Nr. 39, Februar 2003)

oberarzt


Eine Stellungnahme zum veröffentlichten Vortragsbericht

(von Liane Boy und Uwe v. Stosch)

Wenn ein Ohrenarzt versucht, über das Verhältnis zu den Gehörlosen nachzudenken, lässt das aufmerken. Dies auch deshalb, weil prominente Ohrenärzte sehr häufig eine äußerst negative Sicht von gehörlosen Menschen haben. Damals stießen wir bereits auf eine Aussage des Vorsitzenden des Berufsverbandes der HNO-Ärzte, Seifert, der geschrieben hatte, Sprache ohne Hören sei nicht denkbar und erst mit Sprache werde aus dem zweibeinigen biologischen Wesen ein Mensch. Später sagte er, das Gehör sei Grundlage des Menschseins überhaupt. So oder ähnlich äußerten sich auch andere Ohrenärzte. Claussen schrieb zum Beispiel, erst durch das Ohr werde der Mensch zum Mensch.

Interessant, welche Gedanken sich wohl derjenige macht, der weltweit der oder einer der ersten war, der gehörlose Kinder mit einem Cochlear Implant operierte, dessen Zentrum in Hannover zum weltweit größten Implantationszentrum der Welt gehört und seit seiner Pensionierung in der Welt umher reist, um auch in den anderen Ländern für eine stärkere Verbreitung des CI zu werben:


Prof. Dr. Dr. h. c. mult. E. Lehnhardt.

Lehnhardts in Polen anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde gehaltener Festvortrag wird in der Februarausgabe der "Schnecke", die von der Deutschen Cochlear Implant Gesellschaft herausgegeben wird, dokumentiert. Er betont gleich zu Beginn, Hörende und damit auch die HNO-Ärzte hätten viel zu oft Gehörlose vergessen und fügt hinzu, angesichts der massiven Kontaktschwierigkeiten mit den Gehörlosen sei es nicht verwunderlich, dass diese "sich zurückziehen" und "die Zeichensprache als das ihnen eigene Bindeglied werden." In seinen Bemühen, das "ganz Spezifische der Gehörlosigkeit zu erfassen", las Lehnhardt ein Buch von Bonnie Tucker, "The Feel of Silence" (in Deutsch unter dem Titel "Der Klang von fallendem Schnee" erschienen). In diesem Buch werde deutlich, wie sehr Gehörlose leiden, weil sie weder die Komplimente des Verehrers noch die Schreie ihres Babys hören können. Ehe man sich versieht, ist Lehnhardt schon bei seinem Thema: Dem CI.

Heute habe man das große Glück, mit dem CI auch für die gänzlich tauben Kinder ein Hineinwachsen in die Welt des Hörens und Sprechens in Aussicht stellen zu können. Und später betont er: "Das CI wurde zu den schönsten Erfahrungen für die, die nun den spätertaubten Erwachsenen und den taubgeborenen Kindern helfen konnten." Für Lehnhardt irritierend ist nur, dass das CI zum Objekt eines Konflikts mit der "Deaf Society" wurde, es sei sogar eine Konfrontation gegenüber den Otochirurgen entstanden mit zeitweilig aggressiven Aktionen der Gehörlosen. Doch hierfür weiß er eine Erklärung. Gehörlose Erwachsene haben im Gegensatz zu den Kindern und Spätertaubten nicht die Möglichkeit, mit Hilfe des Cis zu einer auditiv-verbalen Kommunikation zu kommen. Deswegen seien sie dagegen.

Lehnhardt äußerte am Schluß des Vortrags seine Vision, dass im Laufe von Jahrzehnten die Zahl der von Geburt an Gehörlosen schrumpfen würde, dann erst könne eine positive Interessengemeinschaft zwischen den Gehörlosen und den Ohrenärzten entstehen. Also, wenn es sie nicht mehr gibt, dann wird man sich gut verstehen? Alles in allem zeigt dieser Bericht, wie wenig Lehnhardt durch das Lesen des - tatsächlich lesenswerten Buches von Tucker - verstanden hat. Er, der mit seinen vielen Titeln aus luftiger Höhe argumentiert, versteht nicht, dass gehörlose Menschen einen absolut gleichen Wert haben und dass sie nicht nur ein reiches Innenleben, sondern auch ein Wissen erlangen können über die tieferen Geheimnisse des Lebens, die manch Hörendem immer verschlossen bleiben. Es ist schon mit einem Sinn verbunden, dass die Menschen nicht alle gleich auf die Erde gekommen sind, aber dieser Sinn - das offenbart Lehnhardt mit seinem Festvortrag - bleibt dem Professor verschlossen.

Als sich Gottes Stirn in Falten legte, November 2002

  

                        Als sich Gottes Stirn in Falten legte

Einen Menschen kann man niemals von dem Benennen des Mangels her verstehen. Auch wo ein Mangel sich offenkundig zeigt, ist das Wesen, welches ihn trägt, nicht weniger, sondern anders: d.h. von eigener, besonderer Wesensart, nicht besser und nicht schlechter, einfach anders. Dieses Anderssein ist anzunehmen. Verbleiben wir bei der Auffassung des Mangels, führt dies nie zu einem wesensgerechten Verstehen der anderen in ihrer Besonderheit, sondern sie bleibt in der Auffassung: Ich habe etwas was du nicht hast. Eine solche Auffassung ist zu sehr nur auf ein Ziel ausgerichtet: die Behebung des Mangels. (von A.R. Bodenheimer, 1969)


Als sich Gottes Stirn in Falten legte

(von Liane Boy und Uwe v. Stosch)

Vor langer, langer Zeit hatte sich Gott viel Mühe gemacht, als er die Erde erschaffen hatte, doch danach gab es viele neue Aufgaben, der Weltraum war schließlich groß, und so dachte er Jahrmillionen nicht mehr an dieses frühe Werk. Eines Tages fiel es ihm plötzlich wieder ein, und er wollte zu gerne wissen, wie sich alles auf der Erde entwickelt hatte, besonders mit den Menschen, für die er besonders viel Sorgfalt aufgebracht hatte. Er hatte aber nicht so viel Zeit, hinabzusteigen, deshalb lieh er sich einige Bücher aus, die es auf der Erde gab. Er blätterte darin, in der Hoffnung, zu erfahren, ob die Menschen mit seiner Schöpfung zufrieden waren. Eines dieser Bücher, was ihm in die Hände fiel, hieß "Das HÖR-Buch".

Gott freute sich zuerst beim Blättern, denn die Menschen schienen sich wohlzufühlen, sehr anerkennend wurde das Leben beschrieben, das er geschaffen hatte: "Vögel zwitschern in den Bäumen, ein kleiner Bach plätschert durchs Tal, deine Stiefel wandern knirschend über kleine Kiesel, ein Lachen weht durch die Luft, der Schrei eines Raben. Leises Gemurmel, irgendwo nähert sich Pferdegetrappel, Wiehern, plötzlich lauter, schneller Galopp, wieder leiser, Schritt. Niederlassen in der Wiese, Beine ausstrecken, Grillen zirpen, Hummeln brummen, eine liebe Stimme, ein freundliches Wort, fast ein Streicheln."

Gott blickte vom Buch auf, fast wollte er es weglegen und sich doch die Zeit nehmen und der Erde einen Besuch abstatten, doch dann fiel ihm ein, was alles an Aufgaben auf ihn wartete, und er verwarf diesen Gedanken und vertiefte sich wieder auf das, was ihn noch erfreuen sollte beim Lesen des Buches. Das Hörorgan wurde beschrieben, er erinnerte sich daran, wie er es damals geschaffen hatte, und wieder freute er sich, die Menschen betrachteten seine Schöpfung offensichtlich mit tiefem Respekt: "Schon die oberflächliche Betrachtung dessen, was im Ohr passiert, genügt, um gegenüber dem Wunderwerk Natur still zu werden: zu staunen, zu fragen, zu bewundern."

Beim Weiterlesen wurde es Gott dann aber plötzlich schwer ums Herz. Er las: "Es ist ein faszinierender Prozeß. Seine Betrachtung zeigt aber auch, wie dramatisch die Folgen für Kinder sind, die Hörprobleme haben oder gehörlos zur Welt kommen." Er sah, dass die Menschen in dem Buch klagten, dass einige Menschen nicht (gut) hörten und dass für sie das Leben furchtbar schwer sei. "Das Defizit von schwerhörigen oder gar gehörlosen Kindern", so stand es unheilvoll im Buch, kann man nur erahnen. Sie können sich im Raum nicht orientieren, trauen sich oft nicht, am Leben teilzunehmen, finden nur schwer Spielkameraden, werden gehänselt. Trotz normaler Begabung bleiben sie irgendwann hinter ihren Altersgenossen zurück, verhalten sich ängstlich, aggressiv, leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten, Lese-Rechtschreibschwäche und ähnlichen Symptomen. Folgen eines riesigen körperlichen und seelischen Verlusts... Wie viel schöner hätten sie es mit einem intakten Gehör!"

Gott verstand nicht. Er hatte doch diesen Menschen andere Fähigkeiten mitgegeben, ihre übrigen Sinne geschärft, konnten sie das denn gar nicht nutzen, ihren Mitmenschen keine Freude bereiten? War das alles wirklich so traurig? Er versuchte zu verstehen und las deshalb weiter: "Sie erwachen aus dem Schlaf. Irgendetwas ist anders als sonst. Da ist ein Wimmern - von draußen. Sie nehmen Kontakt auf, ziehen sich schnell etwas über, gehen raus, finden einen Menschen, der offensichtlich unglücklich gestürzt ist." Und dann las er die sechs Wörter, die ihm die Stimmung endgültig vermiesten: "Ohne Hören wäre er allein geblieben". Er empfand das als Angriff gegen sich, als ob er etwas falsch gemacht hatte, damals, und als ob es diese Menschen, die er genauso liebte wie alle anderen und die Wege und Möglichkeiten finden können wie jeder andere Mensch auch, den anderen alleine oder eben nicht alleine zu lassen, als ob es sie besser gar nicht geben sollte.

Er las weiter, was die Menschen alles taten, damit die Menschen, die nicht (gut) hören können, wieder hören können. "Es gibt heutzutage Hörbrillen, Gehörgangsgeräte, implantierbare Hörgeräte, Cochlear-Implantate und weitere Speziallösungen - sie garantieren immer mehr maximale Klangvielfalt und -qualität. Die Technik kommt dem natürlichen Hören immer näher. HNO-Ärzte und Akustiker sind mit aller Erfahrung, viel Einfühlungsvermögen und neuester Technologie gerne für die Menschen mit Hörproblemen da."

Ein bisschen schien es Gott so, als ob aus den Zeilen etwas viel Selbstlob herausschaute, und als er dann zurückblätterte und las, dass Menschen ohne Hören keinen Zugang zur Gefühlswelt haben und schließlich den Satz las: "Wenn wir aufhören zu hören, hören wir auf zu sein", legte er verärgert das Buch zur Seite, nahm sein Fernrohr und suchte sich eine Familie mit einem gehörlosen Kind. Es dauerte eine Weile, bis er eine solche Familie fand. Als er dort zum Küchenfenster hineinschaute, sah er ein Kind im Kreis seiner Familie vergnügt mit ihren Händen sprechen und es erstaunte ihn, zu sehen, dass auch der hörende Opa sich mit Gebärden verständlich machen konnte. Ihm fiel die heitere und gelassene Atmosphäre auf, er schaute eine ganze Zeit lang dem Treiben zu. Schließlich richtete er sein Fernrohr in das Arbeitszimmer, dort sah er die Mutter des Kindes, die über einem Blatt Papier vertieft war. Gerade schrieb sie den folgenden Satz: "Es ist immer wieder schön zu sehen, wie glücklich und lebensfroh unsere Tochter geworden ist. Sie ist der Mittelpunkt unserer Familie."

Ein letztes Mal sah er all die freundlichen Gesichter in der Küche und legte beruhigt sein Fernrohr zur Seite, blickte noch einmal kopfschüttelnd zu dem düsteren Buch und wandte sich wieder wichtigen Dingen im Weltraum zu.

(Die Zitate sind aus dem folgenden Buch: Das HÖR Buch, hrsg. von Pro Akustik Hörakustiker GmbH & Co. KG, Hannover, 2000.)


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